It is a fine mystery - Elena Greta Falcini, Maria Visser und Lena Schmid-Tupou
Schon ein Blick reicht und man stellt fest: In der Ausstellung der Galerie Kaufmann herrschen aktuell die Gegensätze. Malerei, Installation, Skulpturen: Was man hier zu sehen bekommt, entstammt den Händen dreier Künstlerinnen, deren Ideen und Werke nicht unterschiedlicher sein könnten und die dennoch schon zum zweiten Mal für eine gemeinsame Ausstellung zusammenkommen.
„Das Hauptstück der Ausstellung ist von Elena Greta Falcini“, erklärt Lucia Kaufmann, Inhaberin der Galerie, bei einem Rundgang durch ihre Räume. „Man kann sie verstehen als Bildhauerin im entferntesten Sinne.“ Was die Galeristin damit meint: Falcini arbeitet mit geschreddertem Kautschuk, kleine Kunststoff-Stückchen, die sie in Fässern vermischt und zusammenrührt. Aus ihren Rezepturen macht die Künstlerin ein Geheimnis – einzig und allein ihr kleines Notizbuch kennt die genaue Zusammensetzung und Herangehensweise.
Um die Installation, die aktuell im Vorderraum der Galerie Kaufmann zu sehen ist, anzubringen, brauchte es vier Personen – so schwer ist die schwarze Masse, die sich träge an vier Stahlseilen in der Mitte des Raumes festhält. Wer sich mit der Kunst von Falcini beschäftigt, der weiß, dass sie mit ihren Werken ihre Seelenlandschaften nach außen trägt und dass jede von ihnen eine andere Nuance und Beschaffenheit trägt. Manche sind glatter und glänzender, andere – wie diese – wirken deutlich vernarbter. Es ist nicht die einzige Skulptur, die von Elena Greta Falcini in der Galerie aktuell gezeigt wird. Auch im letzten Raum ist die schwarze Masse senkrecht an Drahtseilen im Raum aufgespannt. Im Gegensatz zur ersten wirkt sie allerdings leicht, hat kleine Löcher und eine Struktur, die Durchblicke auf das dahinterliegende Fenster zulässt.
Auch wenn Falcinis Skulptur direkt beim Eintreten die Blicke auf sich zieht, sind es die Werke der Künstlerin Maria Visser, die schon von außen durch das Schaufenster hindurch auf sich aufmerksam machen. Sie ist die zweite im Bunde dieser Gruppen-Ausstellung und hangelt sich mit ihrer Kunst am schmalen Grat zwischen Modedesign und freier Kunst entlang. „Maria Visser kreiert Dinge, die eigentlich unmöglich sind“, beschreibt es Lucia Kaufmann in ihren Worten. Damit gemeint ist zum Beispiel eine Reihe Handtaschen-ähnlicher Kunstwerke, die eigentlich aus mit Stoff bespannten Holzplatten bestehen und somit weder trag- noch befüllbar sind.
Eine weitere Serie der Künstlerin besteht aus Kleidungsstücken, die wirken, als hätte man sie eben ausgezogen und auf dem Boden vergessen. Eingefasst in Keramik verleiht Visser diese flüchtigen Momente eine Art Starre und fängt sie damit für die Ewigkeit ein. „Wir sehen zum Beispiel dieses am Boden liegende Kleid, die Unterhose oder den Bikini und fragen uns automatisch: Wer hat das getragen? Und welche Geschichte steckt dahinter“, so Lucia Kaufmann. Für die Galeristin ist es eine Annäherung an die Beschäftigung mit dem Körper, ohne ihn wirklich zu zeigen. Es schwingt eine Art Blöße, eine Hüllenlosigkeit mit.
Ganz anders hingegen wirken die Arbeiten von Lena Schmid-Tupou. Ihr Steckenpferd ist, man sieht es ebenfalls im ersten Raum der Galerie, die farbige Malerei. Auf ihren Bildern erstreckt sich abstrakte Kunst in organischen Formen auf weißem Grund. „Dieser weiße Umraum ist typisch für die Serie der Künstlerin – es scheint, als müsste man sich die Frage stellen: Wieviel braucht es auf einer Fläche, um schon ein Bild zu sein?“, sinniert Kaufmann beim Betrachten.
Die Serien von Lena Schmid-Tupou erhalten ihre Namen von geografischen Punkten auf der ganzen Welt, heißen mal wie ein afrikanischer Vulkan, dann wie eine isländische Gletscherspalte. Schmid-Tupou verarbeitet in ihnen die Eindrücke der von ihr bereisten Landschaften und abstrahiert sie. Dabei bleibt sie aber nicht nur bei der Malerei, wie spätestens im letzten Raum der Galerie deutlich wird. Dort liegen nämlich, fast wie aus den Bildern gepurzelt, eben diese organischen, bunten Flächen, in Form von Glasskulpturen auf dem Boden. Sie alle sind mundgeblasen und von der Künstlerin selbst hergestellt.
Und gerade wenn man denkt, man hätte alles gesehen, wartet im Keller der Galerie noch eine kleine Überraschung auf die Besucherinnen und Besucher: Steigt man die steinernen Stufen hinab, so gelangt man nämlich in einen Raum mit nackten Betonwänden und niedriger Decke. Wer sich auf einem der beiden hier platzierten Stühle niederlässt, hat freien Blick die steinerne Wand, auf der ein Film von Maria Visser projiziert wird. Er zeigt einen weiteren Teil ihrer Arbeit: Tänzerinnen und Tänzer, die ihre Sachen tragen – Ohrringe, Mäntel, Kleider – und die sich damit durch den Raum bewegen. Von der Musik bis zur Kulisse ist alles von der Künstlerin selbst gefertigt und zeigt ihre Arbeit quasi „in Aktion“.
It is a fine mystery - Elena Greta Falcini, Maria Visser und Lena Schmid-Tupou
5. Juni – 27. Juli 2025
Galerie Kaufmann | Erikastr. 43 | 20251 Hamburg
Donnerstag und Freitag 15-18, Samstag 11-14 Uhr